Tatsächlich kann man kurz vor dem goldenen Jubiläum des II. Vatikanums durchaus folgendes hören: Man dürfe die Texte des Konzils nicht wortwörtlich verstehen, sondern müsse auf den Geist des Konzils und auf den Sinn achten, in welchem die Texte geschrieben wurden. Wer zu sehr an den Texten hängt, ist wie ein Pharisäer, der dem Buchstaben mehr Gewicht beimisst als der Liebe, die doch letztlich alleine entscheidend sei.
Ist es nicht vielmehr so, dass die Konzilsväter das, was sie damals erwogen haben, nach bisweilen zähem Ringen in Worte gefasst haben, dass also der sogenannte Geist des Konzils sich in den dort gewählten Buchstaben ausdrückt hat, so dass wir uns zum rechten Verständnis des Konzils möglichst genau an die Texte halten müssen?
Es wird gerade im anbrechenden Jahr des Glaubens darauf ankommen, das Konzil und seine Texte mit der richtigen Hermeneutik anzugehen, nämlich - im Sinne des Papstes - mit der Hermeneutik der Kontinuität, die die Konzilstexte im Lichte der Tradition auslegt, nicht unter der Perspektive des Bruches.
In den Breiten, in denen ich zuhause bin, gibt es gleich mehrere Studientage, die das II. Vatikanum zum Inhalt haben; allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass es bei diesen Tagen darum geht, modernistische Auslegungsvarianten des Konzils zu bestätigen, mit denen alle möglichen scheintheologischen Irrwege begründet werden können. Lasst uns an der Seite des Papstes stehen und das II. Vatikanum - gerade in seinen Texten - verteidigen.
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