Nehmen wir einmal an, dass in Deutschland ungefähr 1000 Priester eine gereimte Predigt am "Karnevalssonntag" hielten, und setzen wir für das dichterische Wirken eine Extravorbereitungszeit von ca. 2 Stunden an, dann wurden für diese poetische Meisterleistungen 2000 Stunden pastoraler Extraarbeit investiert.
Dabei entsprechen 2000 Stunden:
- ca. 12 Wochen-Freizeiten
- 30 Arbeitswochen (Priester arbeiten mehr als andere)
- 1000 Sitzungen der knapperen Art
- 2666 Unterrichtsstunden
- 4000 Messfeiern ohne Predigt, ohne Lieder
- 12000 gehörte 10-Minuten-Beichten
- 24000 Geburtstagsanrufe
Legitim ist diese Berechnung nicht, da sie ja für die oben angedachte Zahl der dichtenden Pfarrer zusammen gilt. Außerdem haben sicherlich viele Pfarrer ihre Gläubigen erfreut. Aber manchmal lohnt der Blick doch darauf, wofür die eigene Zeit eingesetzt wird. Am liebsten würde ich eine Rechnung aufmachen über zeitfressende Sitzungen ....
...auch dezentral wären 12.000 gehörte Beichten wohl ein großes Verdienst! Man sollte allerdings von der Reimzeit noch die Zeit abziehen, die der Priester ohnehin am Schreiben der Predigt sitzt, denn die wenigsten halten die aus dem Stehen. Eine Sitzungstabelle lohnt sich mit Sicherheit: Pfarrgemeindesowjet, Verwaltungssowjet, Stadtsynodalsowjet, Pastoralausschuss, Liturgieausschuss....
AntwortenLöschenAber "glücklicherweise" gibt es eine ganz einfache "Lösung": der Priester hält die gereimte Predigt nicht selbst, sondern überlässt die Homilie einem Laien, der eine Büttenrede hält, deren Bezug zum christlichen Glauben zwar nur schwer erkennbar ist, die aber dafür die Lokalpolitik thematisiert. Wir wollen ja relevant sein.
AntwortenLöschenSo mir gestern auf Reisen geschehen.
Aber positiv denken: immerhin gab es in dieser Karnevalsmesse ein Credo. Schon mal mehr als manchmal in meiner Heimatgemeinde. Und so manches andere lief da auch rubrikenkonformer ab. Will meinen: das war streckenweise viel weniger karnevalesk als was ich mir Sonntag für Sonntag (je nach Zelebrant) zu Hause antun muss.
Und positiv denken: man kann das alles aufopfern.
Als Katholiken sollten wir unseren Priestern zeigen, was wir wirklich von ihnen erwarten: Nicht Zeitgeistreformen, sondern einfach die Einheit mit Papst und Kirche in all ihren Lebensvollzügen. Dann kann natürlich in einer Karnevalsgegend mal eine gereimte Predigt dabei sein, aber das wirklich Wichtige des pastoralen Wirkens, das Heil der Seelen, darf dabei nicht aus dem Blick geraten, was bei der Vielzahl von Gremien und sonst scheinbar Wichtigem nicht ganz einfach ist ....
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